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Ab in den Grusel-Keller? Sehr geehrte Damen und Herren, „Süßes oder Saures?“ Genau darum geht es heute. Aber eben nicht um die verkleideten Kinderscharen, die ein ursprünglich heidnisches Fest aus Irland als Ausrede verwenden, um plündernd durch die Straßen zu ziehen mit dem Ziel, ihren Zuckerspiegel to the moon zu ballern. Auch nicht um den Reformationstag. Mindestens genauso alt wie Halloween ist auf der grünen Insel nämlich der Glaube an das Land hinter dem Regenbogen, Tir na nog. Dort wartet bekanntlich ein Topf voll Gold, bewacht von Kobolden. Das Vertrauen auf Gold als Wertspeicher und Sicherheit in Krisen ist damit sogar schon älter als der Halloween-Brauch in Deutschland. Wenn uns dann, wie im Moment, die weltpolitischen Stürme medial mehr verunsichern als jede Herbstbrise, ist Gold eine gefragte Anlageklasse. Und so scheint es wenig verwunderlich, dass das Edelmetall im Frühjahr nicht nur die historische Schwelle von 3.000 USD pro Unze überschritt. Nur ein paar Zollstreits, Kriegsdrohungen, Schuldenexplosionen in USA und Frankreich und einen kompletten Staats-Shutdown später erreichte der Goldpreis vor ein paar Wochen dann 4.000 USD. Bei einem Chart, das eher an Bitcoin oder niederländische Tulpen erinnert, sprangen schließlich auch noch Zocker auf und hebelten den Goldpreis, was ihm innerhalb kürzester Zeit nochmal fast 10 Prozent Anstieg bescherte. Und dann ging’s in den Keller. Schneller als hungrige Monster einen Topf voller Süßigkeiten leeren, rauschte Gold wieder unter die 4.000 Dollar. Also erst Süßes und jetzt Saures? Auch wenn die USA und China sich in Teilen geeinigt haben, wie die Halloween-Beute verteilt werden soll, stehen wir immer noch mit einem US-Shutdown da. Der kommt nicht einfach so, sondern weil die USA mal wieder die Schuldenobergrenze erreicht haben. In der Vergangenheit konnte man darüber nur lächeln wie über die Nachbarskinder als Klopapiermumie. Der Schuldenberg ist aber mittlerweile so hoch und keine Besserung in Sicht, dass eben viele Anleger und Staaten ihre verdienten Dollars gleich wieder umtauschen, am liebsten in Gold. Und weil diese Abkehr vom USD natürlich auch einen Fachbegriff verdient, herzlich willkommen Rebasement. Basement heißt auf amerikanisch nämlich nicht nur Keller – aha, daher also – sondern kann auch Fundament bedeuten. Das Weltfinanzsystem soll also auf ein neues Fundament gestellt werden. Gold scheint hier aktuell der Konsens oder zumindest ein Zwischenschritt zu sein. Aus diesem Grund muss der Absturz neulich eben doch nicht der Anfang vom Ende sein. Vieles spricht dafür, dass hier einfach eine gesunde Konsolidierung stattfand, Anleger und Notenbanken also Kasse gemacht haben. Denn langfristig kann nicht einmal ein Alchemist so viel und so schnell Blei in Gold verwandeln, wie die USA neue Schulden machen. Oder die Franzosen. Oder die Argentinier. Keine Alchemie, sondern pure Statistik versteckt sich hinter unserem gewohnten Chart mit den spannendsten Fonds aus der Strategie SJB Surplus. Die Schwankungen bei Goldminen lassen einen 10-Jährigen mit Zuckerschock alt aussehen.
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