Hast la visa. Sehr geehrte Damen und Herren, „Hasta la visa?“ Das hört man oft auf der iberischen Halbinsel zum Abschied nach einem Restaurantbesuch oder beim Einkaufen. Dahinter verbirgt sich die Frage nach der Zahlweise, zu deutsch in etwa gleichbedeutend mit: Zahlen Sie mit Karte? Regionale Abwandlungen beinhalten „Hasta la Amex“ und „Hasta la Mastercard“. Die Spanier haben den Ausspruch in den 90ern natürlich dreist aus dem Film Terminator 2 übernommen. Falls Sie die Karte vergessen haben, empfiehlt der Reiseführer „I`ll be back.“ als Antwort. Englisch versteht jeder. Bevor Sie uns jetzt aber in Arnold Schwarzenegger-Manier mit der Hand sprechen lassen, weisen wir daraufhin, dass hier keine KI schreibt und wir auch nicht die Weltherrschaft anstreben. Ebensowenig empfehlen wir die Aktien von Cyberdyne zum Kauf, denn die sind im „Terminator“ ja an allem Schuld. Wir sind ganz klar Team John Connor, nutzen also Technik, lassen uns aber nicht von ihr benutzen. Das war jetzt ganz klar zuviel des Guten, sehen wir selbst ein. Apropos, wenn man zuviel des Guten gekauft hat, wie bezahlt man das eigentlich? Genau, per Kreditkarte. Und weil das vor allem in den USA und dem dort noch viel stärker verbreiteten Überkonsum die Standardlösung ist, verdienten sich die Kreditkartenfirmen aus den USA eine goldene Nase. Die lachen nämlich über 17% Dispozinsen, da geht’s in den Zwanzigern erst los, auch mehr als 40% können je nach Vertrag und Anbieter drin sein. Dass Visa, Mastercard und Amex also im Geld anderer Leute schwimmen, haben wir jetzt festgestellt. Damit der Pool aber nicht überschwappt, haben sie das Geld wieder investiert und neben dem reinen Kreditkartengeschäft ganze Bezahlsysteme aufgebaut. Wenn Sie also das nächste Mal mit Ihrer Knaxkarte von der Sparkasse Geld abheben oder Paybackpunkte sammeln, ist es sehr wahrscheinlich, dass irgendwo an dem ganzen Prozess Visa und Konsorten mitverdienen. Und weil das so genial funktioniert und sie dafür nur ein paar Rechenzentren brauchen und keine Filialen mit teuren Mitarbeitern, gibt es immer mehr Techfirmen, die auf den Zug aufgesprungen sind. Apple und Google haben eigene Bezahlfunktionen, mit Paypal kann man nun auch im Supermarkt bezahlen und Klarna aus Schweden ist ebenfalls auf dem Sprung dorthin. Neben dem sofortigen Bezahlen bieten diese Dienstleister nun auch Services wie später bezahlen für nur ein par Euro an. Und verdrängen damit den klassischen Dispo. Die neue Poolfüllung bei Visa kommt also nicht per Zeitmaschine aus der Zukunft, sondern kostet die Filialbanken richtig Geld. Denn früher haben die am Dispo und den Überweisungen verdient. Dieser seit ein paar Jahren immer drastischere Bruch wurde in den letzten Jahren durch die gestiegenen Zinsen verdeckt. Auch die etablierten Geldhäuser hatten auf einmal wieder Margengewinne. Und die Bankaktien feierten das auch entsprechend. Aber jetzt sinken die Zinsen wieder und die Luft wird dünn für „normale“ Banken. Und so ist es kein Wunder, dass in vielen Fonds und ETFs die größten Finanztitel jetzt Visa oder Mastercard heißen und nicht mehr Deutsche Bank oder Bank of America. Also eine Mischung aus Bank und Techaktien. Dass die Techbranche nicht nur mit Halbleitern und KI ihr Geld macht, sondern nach Videotheken, Supermärkten, Buchhandlungen und Kaufhäusern nun auch das Bankgeschäft übernimmt, zeigt einmal mehr, dass es DIE Techbranche gar nicht gibt. Und Übertreibungen in einem Segment auch nie alle Techwerte betreffen werden. Beruhigend, wenn man sich die Entwicklung von Techaktien in unserem gewohnten Chart mit den spannendsten Fonds aus der Strategie SJB Surplus ansieht.
|